Materialismus
Einen wesentlichen Bestandteil des Marxismus-Leninismus als Weltanschauung stellt der dialektische und historische Materialismus dar. Der Materialismus stellt dabei den Gegensatz zum Idealismus dar.
Unter Materialismus ist nicht die Bereicherung des Menschen zu verstehen bzw. sein ständiger Gedanke an Geld. Und mit Materie ist nicht nur einfach ein Stein gemeint. Materialismus ist ein erkenntnistheoretischer Begriff, dessen marxistische Auffassung Lenin in seiner Arbeit “Materialismus und Empiriokritizismus” wiedergibt:
“Materialismus ist die Anerkennung der ‚Objekte an sich‘ oder der Objekte außerhalb des Geistes; die Ideen und Empfindungen sind Kopien oder Abbilder dieser Objekte. Die entgegengesetzte Lehre (Idealismus) sagt: die Objekte existieren nicht ‚außerhalb des Geistes‘; sie sind ‚Verbindungen von Empfindungen‘”
Der Materialismus sieht also in der Materie – gemeint sind Objekte, gleich welcher Art – das Ursprüngliche und leitet daraus das Bewusstsein, den Geist ab. Der Idealismus sieht es genau umgekehrt, er sagt, zuerst sei der Geist – im Sinne eines Schöpfers oder eines Empfindens – enstanden und daraus habe sich das Materielle abgeleitet.
Die Materie zeigt sich dabei in unterschiedlichsten Daseins- und Entwicklungsformen, welche von subatomaren Partikeln, über Lebewesen, bis hin zur menschlichen Gesellschaft reichen. Diese Existenzformen der Materie stehen jedoch nicht isoliert voneinander dar, sondern treten miteinander in Wechselwirkung, beeinflussen sich gegenseitig und gehen ineinander über. Die Materie selbst ist ständig in Bewegung, in Veränderung begriffen. Ihre Bewegung findet in einem gesetzmäßigen Rahmen statt.
Neben der Bewegung ist die Widerspiegelung eine weitere Eigenschaft der Materie. Ihre Daseinsformen beeinflussen sich gegenseitig aufgrund ihrer ständigen Bewegung. Es werden also “Spuren” hinterlassen auf der Materie. Wenn wir z. B. Fossilien im Gestein finden, so haben die Lebewesen, als eine Daseinsform der Materie, ihre Spuren im Gestein, als eine andere Daseinsform der Materie, hinterlassen. Das Magnetisieren von Metall ist ebenso eine Form der Widerspiegelung wie die Produkte einer chemischen Reaktion. Das menschliche Bewusstsein ist hierbei die höchste Form der Widerspiegelung der Materie. Einfacher ausgedrückt bedeutet dies: Materie wirkt auf alle Sinnesorgane, reizt diese und wird zum Gehirn weitergeleitet. Durch weitere Reaktionen entsteht ein Abbild der Realität in Form unser Empfindungen und unseres Bewusstseins, also alles Psychischen. Natürlich spiegelt unser Bewusstsein nicht die komplette Realität wider. Das enstehende Abbild ist abhängig sowohl von den Reizen, wie auch den Leistungen unserer Sinnesorgane. Z. B. können wir in unserem Bewusstsein kein UV-Licht wahrnehmen. Die Existenz der Materie ist also unabhängig von unserem Bewusstsein.
Materie und Bewusstsein sind jedoch keine absoluten Gegensätze, da auch das Bewusstsein eine aktive Rolle bei der Veränderung der Welt spielt. Denn der Mensch ist in der Lage durch seine praktische Tätigkeit, als das Kriterium der Wahrheit, die Welt zu erkennen und zu verändern. Jedoch ist die Materie das primäre und unabhängig von unserem Bewusstsein und unserer Erkenntnis.
Sind die Gesetze der Bewegung von Materie durch den Menschen erkannt, anerkannt und kann er sie auf die Natur und Gesellschaft anwenden, ist der Mensch theoretisch frei. Die Freiheit wird hierbei als die Einsicht in die Notwendigkeit definiert. Folgerichtig ist die Welt für den Menschen erkennbar und veränderbar.
Diese Gesetzmäßigkeiten der Materie, ihrer Bewegung, ihrer Widerspiegelung und ihrer Erkenntnis werden durch die Dialektik erfasst. Hierzu gehören weitere Aspekte wie das Umschlagen von Quantität in Qualität, die Negation der Negation, sowie die Einheit und der Kampf der Gegensätze.
So wie in der Natur die Gesetze des dialektischen Materialismus zutreffen, so auch in der menschlichen Gesellschaft. Die menschliche Gesellschaft ist keine Anhäufung von Zufällen oder Schicksalen, sondern hat ihre Gesetzmäßigkeiten. Die Gesetzmäßigkeiten der menschlichen Gesellschaft werden im historischen Materialismus dargelegt.